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Im Schatten
vom Ettersberg
Erinnerungen an das KZ Buchenwald
Kaum begannen wir zu erzählen, verschlug es
schon wieder die Sprache. Was wir zu sagen hatten, begann uns selber unvorstellbar
zu werden.
Robert Antelme, 1946
Das Konzentrationslager ist ausschließlich als Literatur vorstellbar,
als Realität nicht. Auch nicht - und vielleicht sogar dann am aller
wenigsten - wenn wir es erleben.
Imre Kertész, 2001
Zwei Positionen von Autoren, denen es auf sehr verschiedene Weise gelungen
ist, die Grenzen des Vorstellbaren zu verschieben. Manche der Überlebenden
versuchten wie Robert Antelme bald nach ihrer Befreiung, Zeugnis abzulegen
und für ihre Erfahrungen im Lager eine Form zu finden: auch Ernst
Wiechert und Bruno Apitz gehört zu ihnen. Anderen ehemaligen Häftlingen
gelang es oft erst nach Jahrzehnten, ihren Extremerfahrungen eine Gestalt
zu geben, die viele Leser berührt und entsetzt: Jorge Semprun, Elie
Wiesel, aber auch weniger bekannte wie Arnost Lustig oder Fred Wander.
Die Lagererfahrung deswegen als Grund literarischer Kreativität wahrzunehmen,
wäre nicht nur zynisch, sondern falsch. Die meisten Schriftsteller
sind in den Lagern umgekommen. Der Satz des Dichters Robert Desnos aus
seinem letzten Brief aus dem KZ Buchenwald steht für ein abgebrochenes
Werk: „Von all dem will ich ein Lied machen. Es wird ein Gedicht,
ein Epos oder vielmehr eine Kantate. Ja, hier gibt es Stoff für eine
Kanate.“
Das Radioessay bringt die Stimmen von neun Schriftstellern zu Gehör,
zitiert aus ihren Werken, setzte die Autoren miteinander in Beziehung.
hörbeispiel
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Sprecher: Friederike Aust, Hans-Werner Bussinger,
Oliver Siebeck
Regie: Stefanie Ruh
Produktion: Deutschlandradio Berlin 1999
Länge: 54 Minuten
Redaktion: Siegrid Wesener
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